Joachim Löw prägt beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine außergewöhnliche Ära. Es begann mit dem Sommermärchen 2006, als Löw gemeinsam mit Jürgen Klinsmann einen bedeutenden Wandel im deutschen Fußball einleitete. Mit aufregendem Fußball landete die Nationalmannschaft bei der Heim-WM am Ende auf dem dritten Platz und eroberte die Herzen von Fans auf der ganzen Welt. Nach der Beförderung vom Assistenz- zum Bundestrainer trieb Löw die Entwicklung der DFB-Auswahl kontinuierlich voran, was 2014 im Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft in Brasilien gipfelte. Seinen ersten Titel als Trainer feierte der gebürtige Schönauer jedoch schon 1997.
Routinier Rolf Fringer wurde auf das Trainertalent aufmerksam und lotste Löw als Co-Trainer zum VfB Stuttgart. Für den 58-Jährigen eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Als Spieler lief er bereits in der Saison 1980/1981 für die Schwaben auf und gab dort sein Bundesligadebüt. An der Seitenlinie beendete das Trainergespann Fringer/Löw ihre erste gemeinsame Spielzeit auf dem zehnten Tabellenplatz. Kurz nach dem Start der Folgesaison wurde Rolf Fringer entlassen. Die Stunde des Joachim Löw hatte geschlagen. Als Interimstrainer gewann er fünf von sechs Partien – eine hervorragende Bilanz, die auch die Klubverantwortlichen überzeugten. Vom damaligen VfB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder wurde Löw zum Cheftrainer befördert.
Als Herzstück des VfB Stuttgart in dieser Spielzeit galt das magische Dreieck aus Fredi Bobic, Giovane Elber und Krassimir Balakow. Das Offensiv-Trio strahlte immense Spielfreude aus, trotz des schlechten Ligastarts beendete der VfB die Hinrunde auf dem zweiten Tabellenplatz. Im DFB-Pokal überstanden die Schwaben mit reichlich Glück die ersten beiden Runden gegen Fortuna Köln (4:1 i.E.) und Hertha BSC (5:4 i.E.). Im Achtelfinale traf der VfB dann auf den klassentieferen FSV Zwickau. Dank der Tore von Elber und Bobic fuhr der Favorit einen ungefährdeten 2:0-Sieg ein. Etwas nervenaufreibender verlief das Viertelfinale: Gegen den SC Freiburg, bei dem Löw seine Spielerkarriere begann und bis heute mit 81 Toren in 252 Spielen Rekordtorschütze ist, stand nach 120 Minuten immer noch kein Sieger fest. Verlaat, Soldo, Foda und Torhüter Wohlfahrt verwandelten ihre Strafstöße sicher, der Fehlschuss von SCF-Stürmer Alain Sutter besiegelte den Halbfinaleinzug für die Stuttgarter.
Dank einer Erfolgswelle in der Bundesliga empfing der VfB den Hamburger SV mit breiter Brust zum Halbfinale. Vor 48.000 Zuschauern sorgte Spielmacher Balakow mit einem genialen Schlenzer für die Führung. Dem Ausgleich des HSV folgte der Siegtreffer von Thomas Schneider, Löws heutigem Assistenztrainer bei der Nationalmannschaft. Der Finaleinzug war perfekt.
Nach einer starken Rückrunde, die mit dem vierten Platz und der Qualifikation für den internationalen Wettbewerb endete, stand der Saisonhöhepunkt an: das DFB-Pokalfinale gegen Energie Cottbus. Zehntausende Anhänger machten sich auf den Weg nach Berlin, das am 14. Juni 1997 ausgetragen wurde. Erneut konnte sich Löw auf sein magisches Dreieck verlassen, das in der Bundesligasaison 81 Scorerpunkte verbucht. Elber schoss sein Team mit einem Doppelpack zum Pokalsieg.
Etwas mehr als 20 Jahre später steht Joachim Löw nun vor der nächsten großen Herausforderung: dem WM-Titel in Russland. Die Spieler heißen nun nicht mehr Berthold, Balakow oder Elber, sondern Hummels, Özil und Kroos. Doch die Fähigkeit, ein Team zu einem Titel zu führen, hatte der 58-Jährige schon lange vor dem WM-Triumph in Brasilien eindrucksvoll bewiesen. Im DFB-Pokal 1997 mit dem VfB Stuttgart.
Das Finalteam des VfB Stuttgart: Franz Wohlfahrt, Marco Haber, Frank Verlaat, Thomas Berthold, Matthias Hagner (71. Thomas Schneider), Zvonimir Soldo, Krassimir Balakow, Gerhard Poschner, Thorsten Legat, Giovane Elber (90. Danny Schwarz), Fredi Bobic (81. Radoslaw Gilewicz). Trainer: Joachim Löw
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