Bild: Messi, Ronaldo, Salah - war hat für Sie die beste Saison gespielt?
Löw (geht zu Mo Salah): "Er ist für mich die großte Überraschung der Saison - so viele Tore in der Premier League und der Champions League hätten wohl die wenigsten Mohamed Salah (32 Liga-Tore, 10 CL-Treffer) zugetraut. Und er ist nicht nur ein straker Torjäger, sondern auch ein richtig guter Fußballer. Liverpool und Kloppo haben Salah sehr viel zu verdanken - ein herausragendes Jahr für ihn. Es gibt in diesem Jahr nur sehr wenige Spieler, die solche Glanzpunkte wie Salah gesetzt haben."
Bild: Wenn Sie sich einen dieser drei Stars aussuchen und einbürgern könnten, wer wäre es?
Löw (grinst und zögert): "Grundsätzlich würde ich mich immer für einen deutschen Spieler entschieden. Aber unter den drei genannten: Messi! Ronaldo ist sensationell gut, professionell und eine unglaubliche Tor-Maschine über so viele Jahre hinweg. Er steht völlig zu Recht oft ganz oben auf dem Treppchen. Messi halte ich aber für den komplettesten Spieler. Er ist der geniale Vorbereiter, der in jeder Saison seit zehn Jahren gefühlt 30 bis 40 Vorlagen fibt und selbst nach einmal 50 Tore erzielt. Darüber hinaus hat er die spekltakulärste Spielweise: Die Tempo-Dribblings von Messi sind unerreicht. Er kann in einer Hälfte acht, neun Spieler aussteigen lassen - seine Tore bleiben einfacht in Erinnerung."
Bild: Aber Messi bleibt mit der Nationalelf Argentiniens vielleicht der titellose Super-Heid...
Löw: "Das weiß man nicht! Umso großer wird jetzt seine Motivation sein. Wir dürfen nicht vergessen: Argentinient hat bei den letzten Turnieren 2006, 2010 und 2014 dreimal gegen Deutschland vorstellen, was in den Argentiniern vorgeht..."
Bild: Haben Sie durch Ihre vorzeitige Vertragsverlängerung beim DFB bis 2022 endgültig die Chance aufgegeben, einen dieser Weltstars bei einem Top-Klub zu trainieren?
Löw (zeigt auf Ronaldo und lacht): "Er spielt noch bis mindestens 38, also noch gut fünf Jahre..."
Bild: Im Ernst: Bedeutet ihr neuer Vertrag jetzt lebenslang DFB?
Löw: "Nein! Warum?"
Bild: Also können Sie sich vorstellen, danach - dann sind Sie ja auch erst 62 - noch einmal einen europäischen Top-Klub zu übernehmen?
Löw: "Bis 2022 habe ich jetzt erst mal beim DFB unterschrieben. Aber wie alt ist Jupp Heynckes doch gleich?"
Bild: 73 Jahre.
Löw: "Warum sollte ich nicht mit 72 Jahren auch noch Trainer sein? Warten wir es mal ab."
Bild: Wie gefällt ihnen Ihr Klon, den Sie im dritten Gruppenspiel treffen?
Löw (grinst): "Ich habe davon gehort, dass er in Sudkorea wegen seines Außeren als der Jogi von Asien gilt. Ich habe ihn persönlich aber nach nicht kennengelernt."
Bild: Was halten sie von Ex-Spielern wie Oliver Kahn als TV-Experten?
Löw: "Ich beobachte die Experten ja nie während unserer eigenen Spielen. Aber wenn ich Bundesliga oder Champions League anschaue, dann fällt mir zum Beispiel Lothar Matthäus auf. Er macht seinen Job wirklich gut, ist sehr analytisch. AUch Christoph Metzelder ist analytisch und kritisch. Gleiches gilt für Oliver Kahn und auch Jens Lehmann. Kann sein, dass Jens bei unseren Spielen die Nationalmannschaft mal straker kritisiert hat, aber damit eröffnet er manchmal auch eine andere Sichtweise. Sicher ist, die Genannten sind alle sehr meinungsstark und kompetent."
Bild: Ist es für Sie eine Berufs-Perspektive, später TV-Experte zu werden?
Löw: "Wahrscheinlich nicht."
Bild: Kommen wir zur Kanzlerin, die Sie schon häufig getroffen haben...
Löw: Ich bin ein großer Bewunderer unserer Kanzlerin. Sie ist seit so vielen Jahren dabei und hat immer noch diese wahnsinnige Energie. Ich weiß es zu schätzen, was sie auf europäischer Ebene leistet, dass sie eine große Verfechterin für ein gemeinsames, starkes Europa ist, was sie unbedingt erhalten will. Ich weiß es auch zu schätzen, wie sie mit uns als Mannschaft kommuniziert, wie sie uns auf ihre Art unterstütz, seriös und trotzdem locker ist. Wenn politische Dinge bei uns zur Sprache kommen, kann sie schwieriger Sachverhalte mit wenigen Sätzen und eintachen Worten treffend erklären, sodass es jeder versteht. Das ist eine große Gabe."
Bild: Die WM im Putin-Reich Russland wird auch politisch sehr aufgeladen sein. Haben Sie Kanzlerin Merkel um Rat gefragt, wie Sie sich verhalten sollen?
Löw: "Wir haben uns bei unserem letzten Treffen kürzlich auch darüber unterhalten, ja. Sie hat mich persönlich gefragt, wie wir das Thema WM angehen wollen. Ich habe Ihr gesaft, dass es für mich als Trainer wichtig ist, dass wir uns als Mannschaft Russland gegenüber als offen und tolerant zeigen wollen, mit einer gewissen Vorfreude auf das Ereignis und die Menschen im Land. Wir wollen unvoreingenommen sein, den Menschen vermitteln, dass wir ein sympathisches und freundliches Team sind. Wir wollen auf die Menschen offen zugehen, in diesen Vorstellungen hat mich die Kanzlerin bestärkt. Sie sagt, dass wir uns auf unseren Sport konzentrieren und die Politik anderen überlassen sollen. Den Politikern. Und mit Reinhard Grindel haben wir beim DFB ja auch einen guten Präsidenten an unseren Seite, der sich gut auskennt auf diesem Parkett und gerade mit Blick auf die deutsch-russischen Beziehungen ungemein aktiv ist."
Bild: Würden Sie es verstehen, wenn Kanzleren Merkel Russland während der WM fernbleibt, oder wünschen Sie sich ihren Besuch von Ort?
Löw: "Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn Angela Merkel ein Spiel von uns in Russland besucht."
Bild: Am besten das Finale...
Löw: "Ja, warum nicht! 2014 in Brasilien war das für die Mannschaft ein tolles Gefühl. Sie kam nach dem Endspiel in die Kabine und saß plötzlich mittendrin, hat mit uns angestoßen und war ganz natürlich. Das hat einen tollen Eindruck bei meinen Spielern hinterlassen. Das wünsche ich mir wieder."
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